Suizidprävention geht uns all an. Sie ist zugleich eine wichtige ärztliche Aufgabe.

Auch wenn sich die Zahl der Suizide in Österreich in den letzten 30 Jahren in etwa halbiert hat, sind es noch immer viel zu viele Menschen pro Jahr, nämlich über 1000 Personen, die sich in Österreich durch Selbsttötung das Leben nehmen.  Somit sterben auf diese Weise mehr als dreimal so viele Menschen wie im Straßenverkehr.

Seit nunmehr 10 Jahren verfügt Österreich über eine nationale Suizidpräventionsstrategie namens SUPRA- Suizidprävention Austria. Sie hat unter anderem zu einer Bündelung und Weiterentwicklung bereits laufender Maßnahmen zur Suizidprävention in den einzelnen Bundesländern geführt. Notfallkontakte und Hilfsangebote sind auf der Homepage von SUPRA unter dem Stichwort Suizidgedanken? zu finden. Die schrittweise Umsetzung der Maßnahmen wird von einer Koordinationsstelle Suizidprävention, die bei Gesundheit Österreich angesiedelt ist, unterstützt. SUPRA gilt international als Beispiel guter Praxis für Suizidprävention.

Wenig bekannt ist bislang, wie häufig Menschen, die sich später das Leben nehmen, innerhalb ihres letzten Lebensjahres in Kontakt mit dem Gesundheitssystem treten. Dies legen aktuelle Untersuchungen aus europäischen Ländern nahe. Einer 2020 erschienen Studie aus Wales zufolge hatten Menschen, die sich das Leben nahmen, in jeder einzelnen Woche ihres letzten Lebensjahres eher Kontakt zum Gesundheitssystem als Kontrollpersonen. Dabei war weniger als eine von drei der betroffenen Personen in fachärztlicher psychiatrischer Behandlung oder in Kontakt mit einem anderen PSY-Beruf. Hingegen wurden vor allem Allgemeinmediziner*innen aber auch Notaufnahmen in Krankenhäusern im letzten Lebensjahr vergleichsweise häufig aufgesucht. Fast 80% waren noch im letzten Lebensmonat im Kontakt mit dem Gesundheitssystem, jeder sechste besuchte noch eine Notaufnahme. In der letzten Lebenswoche waren noch 30% in Kontakt mit dem Gesundheitssystem im Vergleich zu 15% aus der Kontrollgruppe. Das Aufsuchen von Ärztinnen und Ärzten im Jahr und speziell in den Wochen vor der Suizidhandlung scheint eine besondere und besonders wichtige Gelegenheit für Interventionen zur Suizidprävention zu bieten. Ein erster Schritt dazu ist es, darüber Bescheid zu wissen. Weitere Schritte sollten folgen.

Literatur

John A, DelPozo-Banos M, Gunell D et al. Contacts with primary and secondary healthcare prior to suicide: case-control whole-population-based study using person-level linked routine data in Wales, UK, 2000-2017. Br J Psychiatry 2020; 217:717-724.

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